Die temporäre Begegnungszone in der Florianigasse in Wien-Josefstadt.

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Wien – Sie waren ein Nebenprodukt im Streit zwischen der Bundesregierung und der Stadt Wien um die Öffnung der Bundesgärten: Seit rund zwei Wochen gibt es in der Hauptstadt temporäre Begegnungszonen. Sie wurden von Rot-Grün geschaffen, um Wienerinnen und Wienern angesichts der Einschränkungen in der Corona-Krise mehr Platz im öffentlichen Raum zu ermöglichen. Bisher wurden neun derartige Projekte umgesetzt. In temporären Begegnungszonen sind Fußgänger gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer und können auch die Fahrbahn benützen. Die Höchstgeschwindigkeit für Autofahrer beträgt 20 km/h.

Seit einer Woche sind nach einem Monat Sperre nun auch die fünf Bundesgärten in Wien wie Augarten, Schönbrunn oder Burggarten wieder öffentlich zugänglich. Dennoch sollen auch die neuen temporären Begegnungszonen wie in der Hasnerstraße oder der Florianigasse weiter bestehen bleiben – und zwar über ihre vorläufig fixierte Befristung bis Anfang Mai hinaus. "Wir schauen uns das bis Anfang Mai an. Es ist aber davon auszugehen, dass wir es um zwei Monate verlängern werden", sagte Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) dem STANDARD. Damit wird es zumindest im Mai und Juni weiterhin diese neun temporären Begegnungszonen geben.

Krach zwischen Grünen und Roten

Bei der Entwicklung des Projekts hat es zwischen den Wiener Grünen, die das Vorhaben vorantrieben, und der SPÖ unter Bürgermeister Michael Ludwig heftig gekracht. Schlussendlich haben aber Ludwig und Hebein gemeinsam die temporären Maßnahmen vorgestellt. Laut Hebein kommen zudem weitere Begegnungszonen dazu: "Es kommen laufend Rückmeldungen aus den Bezirken."

Am Donnerstag werden zudem weitere Straßenzüge als temporäre Begegnungszonen geöffnet: Es handelt sich um Abschnitte von Kalvarienberggasse, Meiselstraße, Sobieskigasse und Zollergasse. Zwei weitere bereits bestehende temporäre Zonen werden erweitert (siehe Details unten).

Nicht alle neuen verkehrsberuhigten neuen Bereiche kommen bei Anrainern aber gut an. In sozialen Medien gab es auch Kritik. Bei einem STANDARD-Lokalaugenschein waren einige Zonen fast menschenleer. Laut Hebein werden aktuell alle Anrainerinnen und Anrainer schriftlich über Details zu den neuen Zonen informiert, also was erlaubt ist und was nicht. Und sie stellt auch in Aussicht, dass vereinzelt Maßnahmen wieder zurückgenommen werden könnten. "Wenn die Straße gar nicht angenommen wird, werden wir Begegnungszonen auch wieder zurücknehmen", sagte Hebein.

Andererseits könnten einige Begegnungszonen, sofern es Einvernehmen mit den Bezirken gibt, auch über den Juni hinaus bestehen bleiben. Hebein: "Der Sommer steht vor der Tür, und damit einhergehend auch Hitzetage. Man sollte den Menschen Platz vergönnen." (David Krutzler, 22.4.2020)